
Ruby Flame und das verlorene Feuer
Tief in einem versteckten Tal, wo rubinrote Felsen von goldenen Sonnenstrahlen gewärmt wurden, lebte Ruby Flame, der sanfte Feuerdrache. Ihr glänzendes, rotes Schuppenkleid funkelte wie Edelsteine, doch das Besondere an ihr war nicht ihr Aussehen – sondern ihre Gabe: Sie konnte in die Herzen anderer blicken und ihnen zuhören, ohne ein Wort zu sagen.
Eines Tages kam Draco Amber, der kleine Knatterdrache, aufgeregt angeflattert. Sein Flügelschlag war wild, und aus seiner Schnauze sprühten Funken.
„Ruby! Ich habe ein Problem!“ keuchte er.
Ruby legte ihren Kopf schief. „Erzähl mir davon.“
Draco schnaubte. „Mein Feuer ist weg! Ich kann nicht mehr knattern, keine Funken sprühen – einfach nichts! Ohne mein Feuer bin ich kein richtiger Drache mehr!“
Seine Augen funkelten vor Aufregung, aber Ruby sah, dass dahinter etwas anderes lag: Angst.
„Wann hast du dein Feuer zuletzt gespürt?“ fragte sie sanft.
Draco kratzte mit einer Kralle über den Felsboden. „Gestern, als ich mit den großen Drachen gespielt habe. Sie haben große Feuerbälle gespuckt und gelacht. Ich wollte mitmachen, aber mein Feuer war zu klein. Also haben sie gesagt, ich sei noch ein Baby.“
Ruby nickte. „Und wie hast du dich dabei gefühlt?“
Draco seufzte. „Klein. Nutzlos. Nicht gut genug.“
Ruby legte ihre Flügel um ihn. „Draco, dein Feuer ist nicht verschwunden. Es versteckt sich – weil dein Herz verletzt ist.“
Draco sah sie verwundert an. „Mein Feuer… versteckt sich?“
Ruby lächelte. „Feuer ist nicht nur Stärke. Es kommt von innen – aus Mut, Freude und Liebe zu dir selbst. Wenn du dich klein fühlst, wird dein Feuer schwach. Aber wenn du dich erinnerst, dass du genau richtig bist, so wie du bist, dann wird es zurückkommen.“
Draco blinzelte. „Aber… wie mache ich das?“
„Indem du dich liebst – auch mit kleinem Feuer.“
Draco dachte nach. Er schloss die Augen, atmete tief ein und erinnerte sich an all die Dinge, die ihn glücklich machten: Wie er durch die Lüfte sauste, die Sterne beobachtete und mit Ruby lachte.
Plötzlich spürte er eine Wärme in seiner Brust.
„Ruby… es… es kribbelt!“
Er öffnete seine Augen, nahm einen tiefen Atemzug und – PFFF! Ein kleiner, aber wunderschöner Funkenregen sprühte aus seiner Schnauze.
Ruby lachte. „Siehst du? Dein Feuer war nie wirklich weg. Es musste nur daran erinnert werden, dass es geliebt wird.“
Draco strahlte. „Danke, Ruby. Du bist die beste Zuhörerin der Welt.“
Und so flog Draco glücklich davon, während Ruby Flame lächelnd in den Himmel blickte. Manchmal braucht es kein großes Feuer – sondern nur ein warmes Herz.
Denke also immer daran:
Liebe beginnt in uns selbst. Wer sich selbst annimmt, kann sein inneres Feuer wiederfinden.